Der unbekannte Feind

Abwehrkraft und Abstand. Der beste Schutz gegen COVID-19.

Fachkommentar: Mag. pharm. Adelheid Tazreiter |

0,0000060-0,0000140 cm haben uns fest im Griff.
So groß ist ein SARS-CoV-2 -Virus.

Putzige mit Spikes überzogene Kügelchen von unvorstellbarer Winzigkeit sind unser größter Feind – gerade weil wir ihn nicht sehen, hören, riechen oder schmecken können. Und weil wir diesen völlig neuen Coronavirus-Subtyp noch nicht kennen und noch nicht beforscht haben. Nicht wissen, wie er sich weiterentwickeln und ob er immer wieder kommen wird.

Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Unser soziales Leben ist auf den Kopf gestellt, Einsamkeit und Isolation das Gebot der Stunde. Und Ängste, die uns heimsuchen. Nur Menschen, die Kriege miterlebt haben, sind schon in ähnlichen Situationen gewesen. Doch da war die Bedrohung unmittelbar, laut und brutal. Das neuartige Corona-Virus kommt auf leisen Sohlen, völlig unscheinbar und niemand weiß genau, aus welcher Richtung die Gefahr droht. Denn die Dunkelziffer der Infizierten liegt wohl weit über den bekannten Zahlen bestätigter Fälle. Viele, vor allem junge Menschen, sind Überträger, haben jedoch keine oder kaum Beschwerden und wissen daher nicht einmal, dass sich in ihnen das Virus rasant vermehrt und sie daher ansteckend sind.

Die Übertragung

Bei Infizierten konnte das Virus bisher im Sekret des Nasen-Rachenraumes, im ausgeworfenen Schleim, im Stuhl, in der Tränenflüssigkeit und im Blut nachgewiesen werden.

Die renommierte deutsche Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten, das Robert-Koch-Institut, gab mit Stand 21.3.2020 bekannt, dass der Hauptübertragungsweg wohl die Tröpfcheninfektion ist. Im Klartext: Durch kleinste Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen ausgeschleudert werden, verbreitet sich das Virus. Wer nah genug ist – sich also innerhalb 1,8 Meter befindet – atmet es direkt ein. Wer sich beim Husten oder Niesen die Hand vorhält und gleich darauf jemanden angreift, der seinerseits daraufhin Nase, Mund oder Augen berührt, gibt es weiter. Deshalb sollte Händeschütteln unbedingt vermieden werden.

Über kontaminierte Oberflächen kann ebenfalls eine Ansteckung stattfinden, jedoch offenbar deutlich seltener. Wie lange das Virus auf Flächen, Klinken oder Gewand aktiv bleibt, wird von den Fachleuten unterschiedlich bewertet. Auch über die Bindehaut des Auges können die Viren in Ausnahmefällen eintreten.

Die Risikogruppen

Die Zahl der Infektionen ist über die diversen Altersgruppen in der Bevölkerung mehr oder weniger gleich verteilt. Doch der Anteil jener, bei denen die Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt und eventuell tödlich endet, ist in bestimmten Personengruppen besonders hoch. Dazu gehören:

  • Menschen über 65, auch wenn sie an sich gesund sind
  • Menschen egal welchen Alters mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Lungenschädigungen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Immunschwäche u.a.

Die Fakten

Die tatsächlichen Zahlen an Infizierten weltweit sind erschreckend, wenngleich manche Regionen der Erde deutlich stärker betroffen sind als andere. Europa zählt leider zu den Hotspots, die USA ist am „besten“ Weg dazu und katastrophale Folgen wird eine Ausbreitung auf Afrika und Indien haben.

Fakt ist aber auch, dass die allermeisten, die sich angesteckt haben, gar keine oder nur milde Erkältungssymptome zeigen, über die wir in normalen Zeiten nicht einmal nachdenken würden. Und Fakt ist ebenfalls, dass (bisher) die Anzahl der an CoVid-19 Verstorbenen vergleichsweise gering ist! Doch auch da gibt es Unterschiede. Mit heutigem Stand (23.3.2020) beläuft sich die Sterberate in Österreich und Deutschland auf ca. 0,5% der bestätigten Infizierten und in den asiatischen Ländern, die deutlich vor uns von der Epidemie heimgesucht wurden, mit regionalen Unterschieden auf durchschnittlich 2,5%. Unser Nachbarland Italien sticht bisher hingegen mit der wohl höchsten Sterblichkeitsrate von ca. 8% weltweit deutlich heraus. Was dafür die genauen Gründe sind, wird sicher noch viele Fachleute beschäftigen.

Aufgrund der persönlichen Distanzierung, an die wir uns unbedingt halten müssen, spielt sich unser soziales Leben jetzt noch viel stärker als vor der Krise über „social media“ ab. Bewusst verfassten Falschmeldungen („fake news“), die mit den Ängsten der Menschen spielen, ist damit Tür und Tor geöffnet. Sie finden leider nur allzu oft Gehör, verbreiten sich in Windeseile und sorgen für völlig unnötige Verunsicherung.

Dafür gibt es nur eine Abhilfe: Beziehen Sie die Informationen, die Sie rund um die Corona-Krise interessieren, ausschließlich von seriösen und fachlich kompetenten Institutionen! Aktuelle Neuigkeiten gibt es laufend im ORF (news.orf.at und science.orf.at).

Kompetente und richtige Antworten auf Ihre Fragen finden Sie zum Beispiel auf der Homepage des Gesundheitsministeriums
www.sozialministerium.at oder der AGES – Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit unter info.ages.at. Und natürlich gilt wie immer der bekannte Slogan: „Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“!

Unerlässliche Schutzmassnahmen:

  • Bleiben Sie daheim, vor allem wenn Sie einer Risikogruppe angehören! Lassen Sie sich von Angehörigen oder freiwilligen Helfern etwas bringen. Gerade in dieser Krise zeigt sich, dass es in Österreich viele Menschen gibt, die anderen helfen wollen. Wenn Sie mit dem Computer gut Freund sind, nutzen sie online Zustelldienste. Zurzeit können die großen Supermarktketten aufgrund von Überlastung nicht kurzfristig liefern, erkundigen Sie sich daher, ob nicht im lokalen Umfeld ein Lebensmittelladen einen Lieferservice anbietet. Oder wenden Sie sich an die Gemeinde/den Magistrat, die schon verbreitet lokale Zustelldienste anbieten.
  • Halten Sie Abstand von anderen Menschen! Ein Meter ist eigentlich zu wenig, es sollten zwei Meter sein!
  • Beachten Sie die Nies- und Hustenregeln:
    • Halten Sie beim Husten oder Niesen großen Abstand von anderen Personen und drehen Sie sich weg.
    • Niesen oder husten Sie am besten in ein Taschentuch, welches Sie sofort danach in einen abgedeckten Kübel oder in ein verschließbares Plastiksackerl entsorgen sollten.
    • Ist kein Taschentuch griffbereit, sollten Sie sich beim Husten und Niesen die Armbeuge vor Mund und Nase halten.
    • Und danach: gründlich Hände reinigen!
  • Waschen Sie sich regelmäßig für 20-30 Sekunden lang die Hände! Und zwar: Handinnenflächen, Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen. Denken Sie auch an die Fingernägel. Verwenden Sie rückfettende Seifen bzw. Flüssigseifen oder im Anschluss eine fettreiche Handcreme, um den Schutzmantel der Haut aufrecht zu erhalten.
  • Händedesinfektion, Handschuhe: sollten Sie aufgrund ihrer Arbeit oder der Pflege kranker Angehöriger einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sein, bieten Händedesinfektion und Einmal-Handschuhe vermehrten Schutz. Bei der Händedesinfektion ist wie beim Händewaschen vorzugehen und mindestens eine Einwirkzeit von 30 Sekunden einzuhalten
  • Schutzmasken: Sie schützen nicht vor SARS-CoV-2! Selbst die sicherste Maskenklasse FFP 3 schützt nur bis zu einer Erregergröße von 0,6 Mikrometer. Das neuartige Coronavirus ist jedoch etwa um den Faktor 10 kleiner! Sinnvoll ist das Tragen von Schutzmasken in folgenden Fällen:
    • um eine Weiterverbreitung zu  verhindern, falls man plötzlich niesen oder husten muss. Denn viele wissen ja gar nicht, dass sie Virusträger sind, weil sie keine Symptome haben und nicht getestet sind. Das ist die Grundlage für die Maßnahme der Regierung, beim Einkaufen eine Schutzmaske tragen zu müssen.
    • wenn man selbst erkrankt ist, um den Ausstoß an Tröpfchen abzufangen.
    • wenn man regelmäßig sehr nah an erkrankte Personen kommt (Ärzte, Pfleger, Rettungssanitäter, Apotheker u.a.).

      Achtung

      Die Schutzmasken müssen nach einigen Stunden gewechselt werden, denn wenn sie durch Spucke oder Atem feucht werden, wirken sie sogar kontraproduktiv!
  • Vermeiden Sie, wenn es irgendwie möglich ist, öffentliche Verkehrsmittel! Benutzen Sie am besten das Fahrrad oder gehen Sie zu Fuß, dann bleiben Sie trotz Ausgangsbeschränkungen fit!
  • Falls Sie krank werden, bleiben Sie daheim und rufen Sie Ihren Arzt an  oder 1450.

Abwehrkraft

Unser Immunsystem ist auf dieses neuartige Corona-Virus nicht vorbereitet und eine Infektion kann daher nicht verhindert werden. Doch je besser unsere Selbstverteidigungskräfte aufgestellt sind, desto leichter tut sich unser Körper, mit dem unbekannten Erreger fertig zu werden. Ihr Abwehrsystem und Ihren Organismus stärken Sie bestmöglich, wenn Sie folgende Tipps befolgen:

  • Trinken Sie ausreichend (ca. zwei Liter pro Tag, mehr in der heißen Jahreszeit)!

    Vorsicht
    Bei Nierenschädigung: bitte die empfohlene Flüssigkeitsmenge mit dem Arzt absprechen
  • Bewegen Sie sich nach Möglichkeit regelmäßig, zumindest drei Mal pro Woche für ca. 30 Minuten! Wir dürfen einzeln oder mit den Familienmitgliedern hinaus ins Freie, aber auch in den eigenen vier Wänden kann man trainieren. Online Fitness-Kurse, bei denen man den Trainer vor Augen hat, schießen gerade aus dem Boden.
  • Ernähren Sie sich gesund! Das Risiko, dass Obst und Gemüse aus dem Supermarkt das Corona-Virus übertragen, ist gering. Wenn Sie Folgendes beachten, sind Sie jedoch auf der absolut sicheren Seite: Gemüse und Obst gut waschen und/oder schälen. Nach Möglichkeit dünsten oder grillen, denn das Virus ist sehr hitzeempfindlich. Auch eine Suppe ist empfehlenswert! Verwenden Sie frische Kräuter zum Würzen (wenn möglich) aus dem eigenen Garten (oder Balkon).
  • Achten Sie auf ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, um Ihr Immunsystem zu stärken. Das ist als vorbeugende Maßnahme gegen eine Erkrankung durch das Corona-Virus (und gegen jede andere auch!) besonders wichtig! Wer sicher gehen will, kann auf ein entsprechendes Kombinationspräparat mit hoher Bioverfügbarkeit aus der Apotheke zurückgreifen.Vor allem Zink, Vitamin D, Vitamin C, Selen, Vitamin A, B-Vitamine und Eisen pushen die Abwehrkräfte.Da die meisten von uns in den langen sonnenarmen Wintermonaten in eine Vitamin D-Mangelsituation geraten sind, sollte es unbedingt extra zugeführt werden. Zumal aufgrund der Ausgangsbeschränkungen auch in den folgenden Wochen zu wenig Sonne auf unsere Haut gelangen wird, um den Aufbau der aktiven Form Vitamin D3 ausreichend anzuregen.
  • Achten Sie auf eine gesunde Darmflora. Der Darm ist Sitz von ca. 80% unserer Immunzellen. Wichtig ist ein effektiver Schleimhautaufbau und anschließend die Gabe „guter“ Darmbakterien. Lassen Sie sich dazu in der Apotheke beraten!
  • Schlafen Sie ausreichend lange (7-8 Stunden), um dem Körper für die Regenerations-prozesse in der Nacht genügend Zeit zu geben! Haben Sie Probleme beim Ein- oder Durchschlafen, können pflanzliche Produkte mit Baldrian, Hopfen, Passionsblume u.a. helfen, ohne einen Gewöhnungseffekt oder eine Abhängigkeit hervorzurufen.

Coronavirus – Notrufe, Hotlines, Tipps und Unterstützung:

  • Sie haben Fieber, Husten und andere Symptome und den Verdacht an dem Coronavirus erkrankt zu sein? Rufen Sie die Hotline 1450.
  • Sie brauchen Hilfe in lebensbedrohlichen Notfällen? Wählen Sie die Notrufnummer 144 – Bitte blockieren Sie den Notruf nicht mit allgemeinen Fragen.
  • Sie brauchen Informationen rund um den Corona-Virus? Für Informationen rufen Sie die Expertinnen und Experten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) unter der Hotline 0800 555 621 an oder informieren Sie sich auf der Website des Sozialministeriums. (www.sozialministerium.at)
  • Sie haben Sorgen und Ängste aufgrund des Coronavirus? Telefonische Unterstützung bietet die Ö3 Kummernummer 116 123, Rat auf Draht unter 147 oder die Telefonseelsorge unter 142.
  • Hilfe bei Krisen, Konflikten und Gewalt in der Familie. Das Wiener Kriseninterventionszentrum bietet bei psychischen Belastungen auch in Zusammenhang mit dem Coronavirus Unterstützung per Telefon unter 01 406 95 95 (montags bis freitags 10.00 bis 17.00 Uhr)
  • Von Gewalt betroffenen Frauen steht zu jeder Tages- und Nachtzeit die Telefonnummer 0800 222 555 mit Expertinnen zur Seite.
  • Die Telefonberatung der Kinderschutzzentren die Möwe ist unter 01 532 15 15 (Montag bis Donnerstag 9.00 bis 17.00 Uhr, Freitag 9.00 – 14.00 Uhr) erreichbar.
  • Bei akuter Gewalt: Polizei unter 133 oder 112.
  • Apotheken Notruf: Erreichbar unter der Nummer +43 1455.

Team Österreich

Wir ÖsterreicherInnen beweisen gerade wieder, dass wir ein außergewöhnliches Volk sind! Einerseits erkennen die allermeisten den Ernst der Lage und halten sich an die vorgegebenen Regeln. Andererseits entstehen zurzeit auf private Initiative hin tolle soziale Projekte und Unterstützungsaktionen. Wenn es darauf ankommt, halten
wir eben zusammen.

Sie befinden sich in Quarantäne oder gehören zu der Risikogruppe (65+) und haben niemanden, der für Sie Einkaufen kann oder Sie möchten Menschen bei der Versorgung helfen? Die Nachbarschaftshilfe Team Österreich unterstützt Sie gerne. Mehr Informationen finden Sie unter www.teamoesterreich.at/corona

2020-08-31T11:17:30+02:00
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