Mit Hyaluron läuft’s wie geschmiert
Fachkommentar: Mag. pharm. Gabriele Müller |
Hyaluronsäure kommt ganz natürlich meist in Form langer, gerader Polysaccharid-Ketten (Vielfachzucker) überall in unserem Körper vor. Ihre wichtigste Eigenschaft ist ihr extrem hohes Wasserbindungsvermögen.
Ein Gramm Hyaluronsäure kann bis zu sechs Liter Wasser binden. Der Begriff „Hyaluron“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „gläsern“, da die Hyaluronsäure Hauptbestandteil des Glaskörpers der Augen ist. Dieser besteht nämlich zu 98% aus Wasser, das an nur 2% Hyaluron gebunden ist.
In unserem Körper übernimmt die Hyaluronsäure vielerlei Funktionen:
- Speicherung des Wassers in Haut und Schleimhäuten: Dort wirkt sie wie eine natürliche Barriere gegen eindringende Krankheitserreger und verhindert die Austrocknung. In der Lederhaut (untere Hautschicht) sorgt die Säure aufgrund des hohen Wasserbindungsvermögens für Festigkeit und Elastizität.
- Reibungslose und schmerzfreie Bewegung der Gelenke: Hier findet sie sich als Hauptbestandteil in zwei wichtigen Gelenkbestandteilen: im Knorpel und in der Gelenkflüssigkeit. In der glatten, feuchtigkeitshaltigen Knorpelschicht verhindert sie, dass die Knochen beim Bewegen aufeinander reiben. In der Gelenkflüssigkeit (Synovia), die den Hohlraum zwischen den Knochen (Gelenkspalt) ausfüllt, wirkt die Hyaluronsäure wie ein elastischer Stoßdämpfer und dient als „Schmiermittel“. Außerdem versorgt sie den Knorpel mit Nährstoffen und transportiert anfallende Abfallstoffe aus der Gelenkkapsel heraus.
- Hauptbestandteil des Bindegewebes: Dieses erfüllt unterschiedlichste Funktionen in unserem Körper wie Isolierung, Schutz, Bindung oder Stützung (z.B.: das Zahnfleisch, die elastischen Bänder zwischen den Knochen oder die dehnbaren Sehnen zwischen Knochen und Muskeln). Unser Bindegewebe enthält drei strukturgebende Elemente: Hyaluronsäure als Basis und die stark elastischen Fasern Elastin und Kollagen. Durch die Wasserbindungskraft der Hyaluronsäure hält das Bindegewebe auch stärkere Belastungen spielend aus.
- „Abstandhalter“: Die Hyaluronsäure füllt im gesamten Körper die Räume zwischen den Körperzellen aus. Dadurch ermöglicht sie, dass zum Beispiel die Zellen des Immun-systems durch den Körper wandern können.
Je älter desto weniger
Unser Körper ist in der Lage selbst Hyaluronsäure zu produzieren, wozu er die Mineralstoffe Magnesium und Zink benötigt. Diese Fähigkeit nimmt jedoch mit zunehmendem Alter stetig ab. Im Alter von 40 Jahren kann der Körper nur noch 40%, mit 60 Jahren nur noch etwa 10% der ursprünglichen Menge selbst herstellen.
Da Hyaluronsäure in fast allen Organen des menschlichen Körpers verschiedenste, teilweise lebenswichtige Aufgaben hat, kann ein Mangel zu unterschiedlichen Beschwerden führen:
- trockene und gereizte Augen
- verminderte Sehkraft
- dünne und trockene Haut,
- trockene Schleimhäute
- verminderte Wundheilung
- vermehrte Faltenbildung, Hautalterung
- schlaffes Bindegewebe
- Gelenkschmerzen
- eingeschränkte Beweglichkeit
Wo und wie wird Hyaluronsäure verwendet?
Meist in Form von Natriumhyaluronat wird sie in verschiedenen Bereichen eingesetzt:
- in der Kosmetik: mittlerweile ist sie in unterschiedlichen Kettenlängen in den meisten Kosmetika enthalten, um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen, aufzupolstern und eingefallene Partien zu straffen.
- in der ästhetischen Medizin: zur Faltenunterspritzung, Aufspritzen von Lippen oder Wangenknochen, Brustvergrößerung usw.
- als Injektion bei Arthrose (Gelenkverschleiss): Diese häufige Gelenkerkrankung entsteht durch die natürliche Abnutzung von Gelenken und Knorpeln. Wenn im Laufe der Zeit die Gelenkflüssigkeit (siehe oben) abnimmt, kommt es vermehrt zur Reibung der Knochen aufeinander. Im Laufe der Zeit wird die Knorpelschicht durch Abrieb immer dünner und/oder sogar vollständig zerstört. Dies führt dann zu einem direkten Kontakt von Knochen auf Knochen mit oft starken Entzündungen. Die Folge sind Schmerzen, Steifheit und Schwellungen der Gelenke. Hier wird Hyaluronsäure als „Stoßdämpfer“ vom Arzt direkt in den Gelenkzwischenraum injiziert, um die Reibung zu reduzieren und den Knorpelabbau zu bremsen. Die Schmerzen werden gelindert und die Beweglichkeit verbessert.
- als Augentropfen und Nasensprays: die Hyaluronsäure legt sich wie ein wasserbindender Film auf die Nasenschleimhaut bzw. das Auge und sorgt so für mehr Feuchtigkeit. Im Auge wirkt sie als künstliche Tränenflüssigkeit gegen die Trockenheit (Sicca-Syndrom) und minimiert die Reizung.
- zum Einnehmen: als Kapseln, Drinks, Ampullen oder Tabletten wird sie speziell im Alter zur Straffung der Haut, zur Verbesserung des Bindegewebes aber auch bei Arthritis und/oder Arthrose sinnvoll eingesetzt. Hyaluronsäure in Lutschtabletten lindert trockenen Husten, durch die Befeuchtung der Schleimhäute im Hals und Rachen. Als Gel eingenommen beruhigt sie die durch Reflux und/oder Sodbrennen geschädigte Schleimhaut der Speiseröhre.
In Kombination mit Chondroitin und Glucosamin (Knorpelbaustoffe) hat sie das Potential, dem weiteren Knorpelabbau bei Arthrose entgegenzuwirken. Im Gegensatz zur äußerlichen Anwendung kann sie bei der Einnahme von innen Augen, Gelenke, Haut und Schleimhäute, Bandscheiben, Herzklappen, Knochen oder Bindegewebe wieder mit Feuchtigkeit versorgen.